Tag 5, Kilometer 2.396

Nach relativ belanglosen Fahrten durch Frankreich und Spanien (mit einem Abstecher in Gibraltar) sind wir gestern (mittels Autofähre) auf dem afrikanischen Kontinent angekommen. Die Stadt heisst Ceuta und ist spanisches Hoheitsgebiet. Von dort aus ging es (mithilfe eines deutschsprachigen! Führers, der uns gegen ein kleines Trinkgeld (ab 10 Euro ist die linke Hand auch nicht mehr so schmutzig) und eine Packung (in Gibraltar preiswert erstandener) Zigarretten recht schnell von Zollbüro zu Zollbüro über die Grenze lotste, nach Tanger. Auf halber Strecke liegt Dalia, ein kleiner Ort mit einem verlassenen, doch recht schönen Strand (leider etwas schmutzig). Der Ort muss mal bessere Tage gesehen haben; es gab Sonnenschirme und Getränkebuden- aber alle verlassen und verkommen. Aber zum Entspannen und Baden war es doch sehr schön- und Getränke haben wir immer in der Kühlbox. Waren in Ceuta noch beim LIDL...

Dann eine knappe Stunde auf der Autobahn nach Tanger. Nach der aufregendsten Autofahrt seit langem (mind. 12 Beinahekollisionen) haben wir unser Hotel doch noch gefunden. Da gerade der Ramadan angefangen hat, öffnen die Restaurants erst nach Sonnenuntergang und wir müssen noch 2 Stunden unsere hungrigen Mägen beruhigen. Später gehen wir noch durch die Souks (die Altstadtmärkte) um noch etwas orientalisches Flair einzufangen. Morgen gehts nach Larache, da wirds hoffentlich nicht so stressig

Tag 6, Kilometer 2.451

Wir sind froh, aus Tanger ohne Blechschaden herausgekommen zu sein. Ausserorts gerieten wir in eine Geschwindigkeitskontrolle (ca. 20 km/h zu schnell). Anfangs sollten wir 300 Dirham (die marrokanische Währung) bezahlen, aber ein freundliches Lächeln meiner Frau reduzierte das auf eine Ermahnung.

Auf dem Weg nach Larache liegt Asilah, ein kleines, gemütliches Städtchen. Wir hatten Zeit, hielten an, spazierten durch die Marktgasse und die Medina und da wir in Larache noch keine Unterkunft gebucht hatten, entschlossen wir uns, zu bleiben. Wir fanden ein annehmbares Hotel mit weichem Gras, Pool und Sonnenliegen im Innenhof.

Abends kam dann richtig Leben in die Stadt. Überall Marktstände, fliegende Händler und Unmengen von Menschen. Viele Touristen, aber zumeist Einheimische, hauptsächlich junge Leute. Es gab einen Rummel mit Karrussel und Autoscooter. Wir sind dann abseits durch die kleinen, ruhigen Gassen der Medina geschlendert.

Tag 7, Kilometer 2.763

Eins vorweg: Casablanca kann man vergessen. Die Anziehungskraft verdankt die Stadt einzig dem Mythos des Films, der noch nicht mal dort gedreht wurde. Ansonsten ist sie gross, laut, schmutzig, unansehnlich. Im Hotel "Transatlantique" war man überrascht, das wir kommen. Es wurde zur Zeit renoviert und wir waren die einzigen Gäste. Wir sind dann noch etwas durch die Stadt und die alte Medina geschlendert, waren essen bei "Pizza Hut" (da weiss man, was man bekommt) und zum Abschluss in der Bar im Sheraton Hotel. Die Drinks waren klein, der Barmann patzig, so gabs dann auch kein Trinkgeld. Zurück im Hotel durch völlig verlassene und vermüllte Strassen haben wir uns auf dem Zimmer einen DVD-Abend mit dem Laptop gemacht. Schade, hatten wir "Casablanca" nicht dabei.

 

 

Tag 8 und 9, Kilometer 3.133

Essaouira, die Stadt des Windes macht ihrem Beinamen alle Ehre. Über den breiten, feinsandigen Strand und durch die Gassen der Medina weht ein beständiger, frischer Wind, der am Tage die Temperatur erträglich macht, abends jedoch zu wärmerer Kleidung nötigt. Zum ersten Mal haben wir zwei Tage an einem Ort Aufenthalt und konnten einen entspannten Tag am Strand verbringen. Das Wasser ist verdammt kalt und lädt nicht unbedingt zum Baden ein, der Wind ist für die vielen Kitesurfer aber ideal.

In Essaouira sind viele Touristen unterwegs, besonders viele junge Leute, aber trotzdem (von den Sonnenbrillen- und Haschkeksverkäufern mal abgesehen) erfreulich unaufdringlich. Bei einem Altstadtbummel kann man durchaus die Auslagen anschauen, ohne gleich in jeden Laden gezerrt zu werden. Ist halt nicht Tunesien.

Tag 10, Kilometer 3.345

Die Fahrt von Essaouira nach Agadir ging über eine kaum befahrene, stark gewundene Landstrasse durch karges, rotbraunes, stilles Land mit struppigen, kleinen Bäumen. Die 36°C erwärmen das Innere des Voyagers auf ein gefühltes Vielfaches der Temperatur, da die Klimaanlage ihren Dienst nur noch halbherzig versieht.

Nach gut der Hälfte der Strecke kam hinter den Bergen abrupt das Meer in Sicht. Dunkelblaues Meer mit einem etwas verwaschenen Horizont, steile Klippen, verlassene Strände auf denen ab und zu ein einsamer Camper stand.

Die 5-Sterne, mit denen sich das Haus indem wir einchecken schmückt, machen sich in jener etwas hochmütigen Art des Personals bemerkbar, bei der sich der Gepäckträger nur gegen Gebühr von 1,- Euro dazu bewegen liess, den Fuss aus der Tür zu nehmen.

Tag 11 +12

Agadir ist stark touristisch geprägt und bietet ausser riesigen Hotelanlagen kaum etwas Sehenswertes. Es empfiehlt sich für den gepflegten Pauschalurlaub am Strand, für den kulturell interessierten Reisenden eher nicht. Ein Ausflug in die laute, unansehnliche Stadt verschaffte uns ein paar Ansichtskarten, einen Thè du menthe (Minztee) und einen Besuch im etwas karg ausgestatteten Tierpark. Der Parkplatzwächter vor der Apotheke (in der wir 2 min waren) wollte für`s Herauswinken natürlich Geld. Als wir nichts gaben guckte er, als hätten wir ihn um seinen Monatslohn betrogen. Wir waren noch in einem Supermarkt. Richtig teuer. Um Bier zu kaufen, mussten wir unseren Pass zeigen. Es ist Ramadan- Muslimen war der Zutritt zur (separaten) Alkoholabteilung verwehrt.

Der Nachmittag gehörte dann dem Strand und dem erstaunlich warmen Meer; kein Vergleich zu dem kalten Wasser an der Küste bei Essaouira. Später zog ich mir meine Sportkleidung an und ging (seit längerem mal wieder) auf der Strandpromenade laufen. Es waren viele Läufer unterwegs, sogar eine komplett verhüllte Frau in Joggingschuhen.

In Ermangelung eines schönen Fotos aus Agadir hier ein Bild der Poolanlage unseres Hotels (zum Neidischwerden).

Tag 13, Kilometer 3.612

Auf der Fahrt nach Marrakech kam das Kühlsystem des Voyagers kurzzeitig an seine Grenzen. Bergauf bei Sandsturm und 46°C (sechsundvierzig) kamen wir nicht allzu schnell voran. Glücklicherweise waren nur gut 250 km zu fahren. Für`s Auge bot sich auf der Fahrt kaum Abwechslung. Extrem karges Land von hellgelber bis rotbrauner Färbung, kilometerweit kein einziges Grün, Flüsse, die schon lange kein Wasser mehr führen, kaum mal ein Haus. Die wenigen Autobahnen hier sind in ordentlichem Zustand, aber durch die Maut recht teuer und dementsprechend leer.

In Marrakech bewohnen wir ein Zimmer in einem Riad. Ein von aussen unscheinbares Haus, innen jedoch eine kleine Oase mit begrüntem Innenhof, Relaxliegen, Couches und einem kleinen aber erfrischenden Pool. Am Tage ist es in der Stadt heiss und staubig (49°), so blieben wir im Haus, dösten auf den Liegen, lasen und erfrischten uns im Pool.

Zum Sonnenuntergang kündigt eine Sirene das Ende des Ramadan an und die Strassen sind auf einen Schlag leer. Die Läden werden geschlossen, die Menschen gehen zum Essen nach Hause. Wir fanden ein kleines, aber feines Restaurant, indem es auch Bier und Wein zu trinken gab. Gutes Essen, angenehmes Ambiente. Später, nach Einbruch der Dunkelheit wartete noch ein ganz besonderes Erlebnis auf uns.

La place Jemma el Fna

Der Platz "Jemma el Fna" ist DAS Zentrum Marrakechs. Am Tage wie ausgestorben, erwacht er am späten Abend zum Leben. Unglaublicher Verkehr, Hupkonzerte, Tausende von Menschen, Schaustellern, Musikern, Akrobaten, Hennatätowierern, Küchenzelten, Saftständen in langer Reihe. Wir durchstreiften die vielen Verkaufsstände, drückten in zähen Verhandlungen die (völlig überhöhten) Preise für ein paar Souvenirs und tauchten (vielleicht zum Ersten Mal) ein klein wenig in ein orientalisches Lebensgefühl ein.

 

Am Abend zogen dicke Wolken auf und wir hofften auf etwas Abkühlung. Aber mehr als ein paar Tropfen fielen nicht...

00. 14 Uhr, 39°

Tag 15, Kilometer 3.864

Marrakech war die letzte Station unserer im Voraus gebuchten Reise. Ab jetzt geht es querfeldein, der Nase nach. Der Weg führt in den Hohen Atlas, zu der Stadt Midelt. Erste Zwischenstation sind die "Cascades d`Ouzou", die Wasserfälle bei Ouzou. Das Land zwischen Agadir und Marrakech war schon karg, aber hier gibt es gar nichts. 46°C und so öde, dass man kaum hoffen konnte, dass wir am Ende des Tages Wasserfälle zu sehen bekommen sollten.

Die Reise beginnt erst jetzt.

 

 

 

 

 

 

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